80 Jahre Reichspogromnacht in Diez – Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof (15. 11. 2018)

Am 09.11. beging die Schulgemeinde des Sophie-Hedwig-Gymnasiums anlässlich des achtzigsten Jahrestages der Reichspogromnacht eine Gedenkfeier gegen das Vergessen.

Gedacht wurde der jüdischen Diezer Mitbürger, die aufgrund ihrer Religion verfolgt, verjagt, deportiert und umgebracht wurden, mit Feuer, Stein und Wort.

Zu Anfang versammelten sich die Teilnehmer der Gedenkfeier im Innenhof der Schule. Hier wurden sie von Herrn Hürter und jüdischer Klezmermusik begrüßt und von Herrn Stößlein über den Brauch, auf jüdische Grabmale Steine zu legen, informiert und gebeten sich einen kleinen Stein aus dem Innenhof auszusuchen, um diesen später auf ein Grabmal auf dem jüdischen Friedhof zu legen und den Verstorbenen zu zeigen, dass man ihrer gedenkt und sie nicht vergessen hat. Nach einem kurzen Fußmarsch am jüdischen Friedhof angekommen wurde dort eine Kerze auf den Trümmern eines Grabsteins entzündet. Herr Reutzel informierte, mit Bezug auf Zeitungstexte aus der damaligen Zeit, vorgelesen von Schülern, die Anwesenden  über die geschichtlichen Ereignisse, welche an diesem Ort vor 80 Jahren passierten. Er sprach von der Wut und dem Hass, welche notwendig gewesen sein müssen, um dicke, marmorne Grabsteine in Stücke zu hauen und diese den Abhang des Friedhofs hinunter zu stoßen. „Wenn diese Steine erzählen könnten, was hier passiert ist, was würden sie wohl sagen ...?“

Anschließend gedachte man gemeinsam der Gräueltaten, welche an diesem Ort vor 80 Jahren passierten. Herr Hürter sprach von den Menschen, die an diesem Ort auf dem ewigen Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben. Er sprach von Jugendlichen, welche sich an diesem Ort versammelten, um schwarze Messen abzuhalten und sich zu gruseln. Er sprach von Angestellten vom Bauhof, die versuchen, den Zerfall des Friedhofs zu verlangsamen.

Heute, am 09.11.2018, 80 Jahre später, kommen mit den Mitgliedern der Schulgemeinde Menschen an diesen Ort, um der Toten zu gedenken. Es kommen Menschen an diesen Ort, um kleine, heile Gedenksteine von dem Innenhof unseres Gymnasiums auf große, kaputte Steine zu legen und damit kundzutun, wir schauen nicht weg. Wir schauen nicht weg, wenn Unrecht in Form von Feuer, Stein und Wort begangen wird.

Nachdem die Teilnehmer der Gedenkfeier ihre kleinen Steine auf den Grabmalen abgelegt haben, wurde die Gedenkfeier vor dem „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ Grafitti an der Schule mit dem jüdischen Wort „L’Chaim“ beendet. „L’Chaim“ bedeutet soviel wie „Auf das Leben“. In diesem Ausdruck steckt etwas Bejahendes und Fröhliches also „L’Chaim“ auf ein Leben in Vielfalt – gegen das Vergessen.



 

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