"Indien einmal anders" im Englisch-Unterricht der Jahrgangsstufe 12

Der 12er Grundkurs Englisch beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Indien im Englischunterricht. Zum Abschluss der Unterrichtsreihe stand dann ein Höhepunkt an: Am 9.5.2019 besuchte Pfarrer John Manickaraj, gebürtiger Inder, der seit 12 Jahren in Deutschland lebt und hier studiert hat, den Kurs und stellte sich den neugierigen Fragen der Schülerinnen und Schüler. Der seit dem 1.9.2017 in der Pfarrei Sankt Christophorus Diezer Land tätige Pfarrer berichtete von seinen Erfahrungen in Indien: Er konnte bestätigen, dass der Bahn- und Straßenverkehr wirklich chaotisch seien, allerdings funktioniere das System sehr gut, da alle Beteiligten die ungeschriebenen Spielregeln kennen würden. So gebe es kein Tempolimit, da man sowieso nicht schneller als 30 km/h fahren könne. Auf Autobahnen hielte keiner die Spuren ein, es sei üblich sowohl links als auch rechts überholt zu werden. Blinker nutze man nicht, zum Abbiegen reiche es aus, den jeweiligen Arm aus dem Fenster zu strecken. Pfarrer John gibt zu, dass auch er sich anfangs nicht getraut habe, in Indien Auto zu fahren, da er seinen Führerschein in Deutschland gemacht hat. Für alle KursteilnehmerInnen war es neu zu erfahren, dass es in Bussen und Bahnen für Männer und Frauen getrennte Abteile gibt, da es in der Anonymität der Massen immer wieder zu Belästigungen käme.

Ein weiteres Thema, das die Schülerinnen und Schüler ansprachen, war Bollywood. Auch hier konnte Pfarrer John Interessantes berichten: Ein Kinobesuch sei in Indien ein Großereignis, die gesamte Familie und alle Freunde gingen in das Kino, das die einzige Abwechslung sei und in der Regel 1000 Leuten Platz böte. Da die Filme inhaltlich sehr umfangreich seien und Musik und Tanz integrierten, würden die Zuschauer mittanzen, singen und ganz ausgelassen feiern, sodass man dies nicht mit einem deutschen Kinobesuch vergleichen könne.

Sowohl das Kastensystem, das offiziell abgeschafft ist, als auch arrangierte Hochzeiten wurden thematisiert. Pfarrer John erklärte, dass beides noch in Indien anzutreffen sei, allerdings könne man einen Wandel erkennen. Dadurch, dass Mädchen und Frauen nun die Schule besuchen und eine Ausbildung machen dürften, gebe es mehr Möglichkeiten für junge Erwachsene, sich außerhalb der Familien zu treffen. Es gelte aber immer noch, dass man in Indien die Familie mitheirate und dass die Jugendlichen angehalten würden, sich nach gesellschaftlichem Stand, Vermögen etc. des Partners zu erkundigen. Beim Thema Kinderarbeit erläuterte er uns, dass es zahlreiche Programme gebe, die versuchen würden, Eltern zu entlohnen, dass sie ihre Kinder in die Schule schickten, da diese ohne die Mitarbeit ihrer Kinder und deren Lohn ansonsten nicht überleben könnten.

Auch private Fragen beantwortete er gerne und ausführlich: Einmal im Jahr fahre er nach Indien, um Urlaub zu machen und seine Verwandten zu besuchen, jedoch habe er mittlerweile nach 1-2 Wochen Heimweh nach Deutschland. Er habe sich gut an das deutsche Essen gewöhnt und habe nur noch selten Zeit, selbst indisch zu kochen, da das sehr zweitaufwändig sei. Generell möge er die deutsche Pünktlichkeit und Genauigkeit, auch wenn er zunächst Umstellungsschwierigkeiten mit dem Wetter und dem Wechsel der Jahreszeiten gehabt habe. Wenn seine Mutter bei 21 Grad sagen würde, sie friere, könne er nur lachen.

Dank Pfarrer John ist Indien für uns alle nun lebendiger geworden und wir durften eine kurzweilige Gesprächsrunde genießen.

Carolin Eckstein

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Veröffentlichung

Di, 14. Mai 2019

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